BÜROGRAPHIEN

(Verwaltung nach dem Zeitalter der Bürokratie)

2024 bis 2027
Gefördert durch
FWFDFGSNF

Einleitung zum Projekt

Seitdem von „Bürokratien“ die Rede ist, kritisiert man staatliche Verwaltung als umständlich, anmaßend oder intransparent. Doch sind öffentliche Administrationen nicht einfach ein Übel, dem es abzuhelfen, ein Übergriff, den es abzuwehren gilt: Verwaltungen schaffen ihrem Auftrag nach zunächst einmal Rechtssicherheit. Sie stellen behördliche Instanzen dar, deren Bescheiden staatsweit Verbindlichkeit zukommt und deren Entscheidungen aufgrund einer besonderen Rationalität entstehen: auf Basis eines komplexen paperwork von Notizen oder Berichten, Protokollen oder Akten. Fordert man Reformen staatlicher Verwaltung unter dem Banner von „Entbürokratisierung“, von Verschlankung und höherer Effizienz, unterschlägt dies zumeist eins: Zur Kehrseite hat das Schrumpfen öffentlicher Bürokratien fast immer die Proliferation ihrer Verwaltungsprozeduren jenseits der Organisation. Derlei administrative Praktiken, die vormals im hoheitlichen Auftrag noch Beamten übertragen waren, heute aber mehr und mehr in die Hände sich selbstverwaltender Bürger gelangen, versteht das Projekt als „Bürographien“. Ihre Verbreitung hat im Sozialen und Privaten zu einem Schub an Kontrolle und Mikromanagement geführt, wie nicht erst die jüngste Demontage der US-amerikanischen Verwaltungsbehörden zeigt, die von der Installation privatwirtschaftlich betriebener, mit parabehördlicher Autorität ausgestatteter Unternehmen flankiert zu werden droht. Letztlich dreht sich das Projekt, das in historischer Perspektive die Verwaltungskulturen Österreichs, der Schweiz und der BRD untersucht, also um ein Paradox: Die Zähmung „bürokratischer“ Routinen mündet in die Wucherung „bürographischer“ Verfahren auf politischer, technischer und ästhetischer Ebene.

Subprojekte

Aktuelle Publikationen

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Kommende Events

9.-10. Oktober 2025

Universität zu Köln

Workshop: „Grenzstellen“

Literarische und soziologische Modellierungen der der Organisation-Umwelt-Grenze

Das WEAVE-Projekt „Bürographien“ (Wien, Basel, Friedrichshafen, Köln) fragt nach den Figurationen von Kultur-, Medien- und Schreibtechniken des Verwaltens, die sich im Rahmen der verschiedenen Umbrüche bürokratischer Ordnungen des 20. Jahrhunderts dies- und jenseits formaler Regeln sowie inner- und außerhalb konkreter Büromilieus beobachten lassen. Mit Blick auf die damit einhergehende Frage nach der Relaisfunktion bürokratischer Praktiken zwischen Verwaltungssystem und Umwelt rückt der Workshop eine bislang noch wenig beachtete Kategorie aus Niklas Luhmanns frühen organisationssoziologischen Arbeiten in den ins Zentrum: die „Grenzstellen“. Es wird danach gefragt, wie sich Organisationen an ihren Rändern selbst darstellen und ihre Umweltannahmen preisgeben müssen.

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Kontakt

Universität Wien
Institut für Germanistik

Universitätsring 1

AT-1010 Wien


Prof. Dr. Burkhardt Wolf
Dr. Kira Kaufmann
Maximilian Scheffold MA
Universität Köln
Institut für deutsche Sprache und Literatur I

Neuere deutsche Literaturwissenschaft

Albertus-Magnus-Platz

D-50923 Köln

Prof. Dr. Nicolas Pethes

Dr. Livia Kleinwächter
Universität Basel
Philosophisch-Historische Fakultät

Departement Künste, Medien, Philosophie



Prof. Dr. Markus Krajewski

Eliseo Galli MA
Zeppelin Universität
Lehrstuhl für soziologische Theorie

Am Seemooser Horn 20

88045 Friedrichshafen | Bodensee

Prof. Dr. Maren Lehmann

Yannick Allgeier MA
Für generelle Anfragen und Informationen zum Projekt kontaktieren Sie bitte kira.kaufmann@unvie.ac.at